Kritisch, fragwürdig, gefährlich

Die Lehre Buddhas ist nichts dogmatisches.

 Im Gegenteil forderte der Buddha selbst seine Schüler immer und  

immer wieder dazu auf, ihr Hirn einzuschalten und selbst zu denken.

Gerade aber im tibetischen Buddhismus wird dieser Grundsatz jedoch gern

auch mal "zur Seite gelegt", wenn es um die Frage nach dem Lehrer, Guru

oder Lama geht. Da geht es dann oft mehr um die Verehrung eines Lama

als um die Umsetzung der essentiellen Inhalte des Dharma, die da heißen:

Mitgefühl, Selbsterkenntnis und Freiheit von störenden Emotionen.

Wir wollen auf dieser Seite einige Hinweise und gute Seiten aus dem Inter-

net veröffentlichen, die keine Scheu haben, sich diesem Thema zu widmen.

Auch wir sollten keine Scheu haben, uns diesem Thema zu stellen.


Hier nun Seiten und Links, über die man sich über bedenkliche Tendenzen informieren und ein eigenes Bild machen kann:

 

Buddhismus und Sektierertum 

 

Der deutsche Mönch Tenzin Peljor war lange  

in der äußerste umstrittenen New Kadampa  

Tradition tätig und hat sich nach seiner Ablösung von  dieser Gruppe intensiv mit der Sektenbildung in buddhistischen Gruppen im Westen befasst. Seine umfangreiche Seite ist hier zu finden:

 

Konkret: Umstrittene Gruppierungen und Lehrer


 

 

 

 

Und hier die entsprechende Homepage

ebenfalls von Tenzin Peljor bestückt zu

diversen "Problemzonen" insbesondere

im tibetischen Buddhismus. Mit einer

Vielzahl an Beiträgen und auch der

Nennung von fragwürdigen Gruppen und

Personen am Ende des langen Beitrages.



Vom Machtmissbrauch und Populismus in Buddhas Namen


Ein gut gemachter Beitrag im

Deutschlandfunk über verschie-

dene umstrittene Lehrer vom

26. Juli 2017, in dem auch der

Däne Ole Nydahl und Sogyal

Rinpoche Erwähnung finden.

 



Ein tiefer Fall?


Der lange Zeit hoch angesehen Lehrer

Sogyal Rinpoche erfährt derzeit eine

sehr heftige Gegenwehr aus den Reihen

seiner Schüler für sein ebenfalls nicht

unumstrittenes Verhalten.

Hier ein offener Brief dazu.



Buddhismus á la Ole Nydahl -

Kompatibel mit dem rechten Gedankengut der AfD ?

 

Ein Interview mit dem Dänen Ole Nydahl (ab Minute 12:30) bei einem Treffen seiner Organsiation Diamantweg in Kassel im März 2016.

Ab Minute 19 gibt er einen interessanten Einblick in seine Gedanken zu Muslimen und Flüchtlingen.

Wie diese Aussagen allerdings mit dem an Nydahl im Juni 2015  verliehenen Unesco Preis  für Dialog, Koexistenz und Frieden zusammenpassen bleibt das tiefgründige Geheimnis der Jury...


Dazu noch dieser blogeintrag von M. Steingart mit dem passenden Titel

"Der Unbuddhist".




 



Betrachtung zur tibetischen Karma-Kagyü Schule 

 Eine sehr gut recherchierte und  

informative Seite eines ehemaligen  

Schülers von dem nicht unum-

strittenen dänischen Lehrers Ole

Nydahl, der sehr eigenwillig die

Karma-Kagyü Schule im Westen  

vertritt. 

F. Rupprecht setzt sich hier sehr

intensiv mit der Übertragungslinie der  

Karma-Kagyü Schule auseinander,  stellt diese dar und beleuchte manche  

fragwürdige Entwicklung im Westen.



Buddhismus und sexueller Missbrauch 

Interessanter Bericht des Deutschlandfunks

zu einem brisantem Thema








Der Dalai Lama zum Thema

"Der perfekte Lehrer"


Eine klare Stellungnahme zum Thema "Guru Yoga" und manche sehr bedenklichen Tendenzen gerade in tibetisch buddhistischen Gruppen und Sekten liefert der Dalai Lama selbst in einem bemerkenswerten Text, den wir hier vollständig abdrucken. 

 

Den Lehrer als Buddha betrachten 

Die Gabe der Praxis bedeutet immer gemäß der Belehrungen des eigenen Lehrers zu leben. Aber was passiert, wenn der Lehrer uns einen Rat erteilt, dem wir nicht folgen möchten oder der dem Dharma und dem gesunden Menschenverstand widerspricht? Der Maßstab muss immer die logische             Schlussfolgerung und der Dharma sein. Jeder Ratschlag, der den vorgenannten zuwiderläuft, muss zurückgewiesen werden. Dies wurde von Buddha selbst gelehrt. Wenn man an der Gültigkeit des Gesagten zweifelt, sollte man sich behutsam diesem Punkt annähern und alle Zweifel darüber klären. Dieses Unterfangen ist im Höchsten Tantra als besonders sensitiv anzusehen, da es in diesem Bereich um die totale Hingabe an den Lehrer als  

Grundvoraussetzung geht, doch selbst hier kommt diese Hingabe nur in einem gewissen Sinne zum Tragen.  

Wenn der Lehrer nach Osten zeigt und Ihnen sagt, nach Westen zu gehen, bleibt dem Schüler wenig Alternativen, außer seinen Einwand zu äußern. Dies sollte mit Respekt und Bescheidenheit tun, denn dem Lehrer negativ gegenüber  zu treten, ist kein nobler Weg seine oder ihre Güte zurück zu zahlen.          

Die Wahrnehmung der Fehler des Lehrers sollte nicht dazu führen, dass wir ihn nicht mehr respektieren, denn indem uns der Lehrer Fehler demonstriert, zeigt er uns  tatsächlich, was wir vermeiden sollten. Zumindest ist dies die  für uns nützlichste Sichtweise. Ein wichtiger Punkt hierbei ist, dass der Schüler wirklich von wahrhaftigem Forschergeist durchdrungen ist und über eine klare, nicht über eine blinde Hingabe verfügt.

          

Häufig wird gesagt, dass die Essenz der Übung des Guru Yoga im Kultivieren der Kunst, alles, was der Lehrer tut, als perfekt anzusehen, liegt. Persönlich mache ich dies nicht, um nicht zu weit zu gehen. In den Schriften steht oft  geschrieben: »Jede Handlung als perfekt betrachten«. Wie auch immer, diese Phrase muss im Licht der Worte von Buddha Shakyamun selbst gesehen werden: »Nehmt nichts von dem, was ich euch lehre,  einfach aus Glauben oder aus Respekt vor mir an, sondern  überprüft es selber, als ob ihr Gold kauftet.« Das Problem mit der Praxis, alles, was der Lehrer tut als perfekt anzusehen, ist, dass diese sich sehr leicht in Gift für Lehrer und Schüler verwandeln kann. Wann immer ich diese Praxis lehre,  empfehle ich deshalb immer die Tradition »jede Handlung wird als  perfekt angesehen« nicht zu betonen. Sollte der Lehrer  nicht-dharmische Eigenschaften hervorbringen oder Belehrungen geben, die dem Dharma widersprechen, so muss die Anleitung, den spirituellen  Meister als perfekt anzusehen, zu Gunsten von Vernunft und  Dharma-Weisheit aufgegeben werden.

          

Nehmt zum Beispiel mich. Weil viele der  früheren Dalai Lamas großartige weise Menschen waren und mir  nachgesagt wird, dass ich deren Reinkarnation bin und auch weil ich  während meiner Lebenszeit häufig an religiösen Debatten  teilgenommen habe, setzen viele Menschen sehr viel Vertrauen in mich,          und in ihrer Guru Yoga Praxis visualisieren sie mich als ein Buddha – Ich werde von diesen Menschen auch als weltlicher Führer angesehen. Daher kann die Belehrung »jede Handlung als perfekt zu betrachten« leicht als Gift sowohl für meine Beziehung zu ihnen, als auch für die Effizienz meiner Aufgaben. wirken. Ich könnte mir denken; »Sie alle sehen mich als einen Buddha an,  und deshalb werden sie alles akzeptieren, was ich sage.« Zu viel  Vertrauen und unterstellte Reinheit der Wahrnehmung kann die Dinge sehr leicht verderben. Ich empfehle immer, dass die Belehrung über das Betrachten der Handlungen des Lehrers als perfekt im Leben einfacher  Praktizierender nicht betont werden sollte. Es wäre eine  unglückselige Angelegenheit, wenn dem Buddhadharma, der auf  profunder Vernunft basiert, nur noch der zweite Platz eingeräumt  wird.

          

Vielleicht denken Sie: »Der Dalai Lama hat nicht die Schriften des Lam Rim gelesen. Er weiß nicht, dass es keine Praxis im Dharma ohne den Lehrer gibt.« Ich schätze die Belehrungen des Lam Rim nicht gering. Auf einem spirituellen Pfad  sollte sich der Schüler an einem Lehrer orientieren und er sollte  über die Güte und die guten Qualitäten dieses Lehrers  meditieren, aber die Belehrung hinsichtlich seine oder ihre Handlungen  als perfekt anzusehen kann lediglich im Kontext des Dharmas in seiner  Ganzheit angewandt werden und in Bezug auf den rationalen Zugang zum Wissen, der hier befürwortet wird. Da diese Belehrungen (die Taten des Lehrers als perfekt anzusehen) dem Höchsten Tantra entlehnt worden sind und im Lam Rim hauptsächlich erscheinen, um den  Übenden für die tantrische Praxis vorzubereiten, müssen  Anfänger dies mit Vorsicht behandeln. Für die spirituellen   Lehrer gilt, sollten sie dieses Gebot des Guru Yoga verdrehen, um naive   Schüler auszunutzen, so werden ihren Handlungen wie flüssiges Höllenfeuer direkt in ihre Bäuche fließen.

          

Der Schüler sollte als prinzipielle Richtschnur immer auf die Vernunft und die Weisheit des Dharma bauen.  Ohne diesen Zugang ist es schwierig Dharma-Erfahrungen zu verdauen.  Machen Sie eine gründliche Vorabprüfung bevor Sie jemanden als Lehrer akzeptieren und selbst dann folgen Sie diesem Lehrer  lediglich innerhalb vernünftiger Konventionen wie diese von Buddha dargelegt wurden. Die Belehrungen, die Taten des Lehrers als perfekt anzusehen, sollten größtenteils für die Praxis des   Höchsten Tantra reserviert bleiben, hier werden sie eine neue Bedeutung erfahren. Im tantrischen Fahrzeug ist eins der grundlegenden  Yogas die Sichtweise, die Welt als Mandala großer    Glückseligkeit zu sehen und sich selbst sowie alle Wesen als  Buddhas. Unter diesen Umständen wäre es absurd, sich selbst und alle anderen als Buddhas anzusehen, aber nicht den Lehrer!

          

Tatsächlich sollte man umso bescheidener  werden, je mehr Respekt man entgegen gebracht bekommt, doch manchmal   kehrt sich dieses Prinzip um. Ein spiritueller Lehrer muss sich selbst    gründlich überprüfen und sollte die Worte von Lama Drom  Tonpa erinnern: »Das dir entgegen gebrachte Respekt sollte ein  Grund für Demut sein.« Das ist die Verantwortung des  Lehrers. Dem Schüler obliegt die Verantwortung, Weisheit in   seinem/ihren Entgegenbringen von Vertrauen und Respekt einfließen  zu lassen.

          

Das Problem ist, das wir gewöhnlich nur die Belehrungen beachten, die unsere Täuschungen nahren und jene missachten, die zu deren Auflösung führen würden.  Deshalb sage ich, dass die Belehrung, die Handlungen des Lehrers als perfekt anzusehen, wie Gift sein kann. Viele sektiererische Probleme in  Tibet wurden davon generiert und genährt.

          

Der Erste Dalai Lama schrieb: »Der wahre spirituelle Lehrer sieht nach allen lebenden Wesen mit Gedanken  erfüllt von Liebe und zollt seinen Lehrern aller Traditionen  gleichermaßen Respekt. Dieser fügt nur seinen Illusionen Schaden zu, dem Feind im Inneren.« Die verschiedenen Traditionen sind prinzipiell als Unterteilungen geschickter Methoden für Übende mit unterschiedlichen Kapazitäten. Wenn wir einen Aspekt ihrer Belehrungen nehmen, wie den Grundsatz »alle  Handlungen werden als perfekt angesehen« und diesen für sektiererische Zwecke benutzen, wie haben wir dann den vergangenen  Meistern ihre Güte, indem sie uns den Dharma gaben und  übermittelten, zurückgezahlt? Haben wir sie nicht  entwürdigt? Wenn wir ihre Belehrungen falsch verstehen und falsch praktizieren, werden sie kaum erfreut sein. Und so gilt es für einen Lama zwar als verdienstvoll, Rituale auszuführen oder Initiationen zu geben, um den Menschen zu nutzen, aber wenn seine oder  ihre Motivation nur auf materiellen Vorteil hinaus läuft,  wäre es für diese Person besser, ins Geschäftsleben einzusteigen. Die Maske des Dharma aufzusetzen, um andere Leute        auszubeuten ist ein großer Schaden.

          

Wir errichten aufwendige Altäre und  unternehmen ausgedehnte Pilgerreisen, doch besser als das ist es, sich  an die Lehren des Buddha zu erinnern: »Begehe nie eine negativen Handlung; schaffe nur Gutes; das Ziel jeder Praxis ist den Geist zu vervollkommnen«. Wenn unsere Praxis Täuschungen,   Negativität und gestörte Geisteszustände vermehrt,  wissen wir, dass etwas falsch läuft.

          

Manchmal wird gesagt, dass der Hauptgrund  für den Niedergang des Buddhismus in Indien vor 800 Jahren mit der Praxis des Vajrayana, der von unqualifizierten Leuten ausgeübt wurde, zu tun hatte und mit Sektierertum, hervorgerufen durch Korruption innerhalb der Sangha. Jeder, der tibetischen Buddhismus lehrt, sollte dies im Kopf behalten, wenn er sich auf den Grundsatz »jede Handlung des Lehrers ist als perfekt anzusehen«  bezieht. Dies ist eine sehr gefährliche Belehrung, besonders für Anfänger.